Warum ein Brigadegeneral die Generation Z verteidigt (2024)

Karriere Warum ein Brigadegeneral die Generation Z verteidigt

Warum ein Brigadegeneral die Generation Z verteidigt (1)

von Nina Jerzy

3 Min.

Die Generation Z will Leistung bringen, wenn man sie denn lässt – sagt ein General der Bundeswehr. Er erklärt, wie Firmen von den jungen Leuten profitieren und damit ihre Zukunft sichern.

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Die Klagen über die sogenannte Generation Z gehören sind an allen Fronten zu hören. Brigadegeneral Michael Matz aber geht das gegen den Strich. Denn der Kommandeur der Infanterieschule der Bundeswehr, an der die eigenen Führungskräfte ausgebildet werden, macht mit jungen Leuten der Jahrgänge 1997 bis 2012 ganz andere Erfahrungen. "Ich stelle fest: Sie sind nicht so, wie wir es glauben", sagt Matz.

Leistungsbereit und nicht ständig auf feste Arbeitszeiten schauend – so erlebt der hochdekorierte Brigadegeneral die Generation Z im Alltag. Das gilt zumindest für diejenigen, die es bis zu ihm geschafft haben. Doch auf genau diese Förderung der nächsten Führungsriege kommt es an, wie Matz meint.

Wie umgehen mit Generation Z?

Er warnt Vorgesetzte deshalb davor, junge Mitarbeiter pauschal abzuurteilen. "Ich bin kein großer Freund davon, Menschen einer Generation zuzuordnen", erklärt Matz, der unter anderem in Afghanistan Einsätze geleitet hat. "Ich sehe sehr genau das Individuum, mit seinem persönlichen Hintergrund, Stärken und Schwächen", unterstreicht der Brigadegeneral.

Genau diese Bereitschaft fehlt allerdings häufig in Unternehmen, wenn es um den Nachwuchs geht, kritisiert Jo Dietrich. Er ist Mitgründer der Schweizer Agentur Zeam, die sich auf den Umgang mit der Generation Z spezialisiert hat. Eine repräsentative Umfrage von Zeam mit YouGov habe ergeben, dass 60 Prozent der Nachwuchskräfte in Deutschland bereit sind für mehr Verantwortung, berichtet Dietrich: "Konkret wollen sie Führungsverantwortung übernehmen, eigene Ideen einbringen und eigene Projekte umsetzen."

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Meinung

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Viele junge Mitarbeiter fühlen sich stattdessen jedoch ausgebremst. Eine Umfrage mit dem Marktforschungsunternehmen Appinio ergab laut Dietrich, dass sich jeder vierte deutsche Beschäftigte aus der Generation Z bei der Arbeit ausschließlich aufgrund seines Alters nicht ernst genommen fühlt. Der Frust auf beiden Seiten liegt laut dem Experten an einer ungewöhnlichen Umkehr von Machtverhältnissen. "Historisch gesehen haben wir Alter und Kompetenz immer gleichgestellt", erläutert er. Durch die Digitalisierung gehe diese Gleichung aber nicht mehr auf.

"So kann es sein, dass eine jüngere Person deutlich mehr Erfahrung und damit auch Kompetenz im vielleicht wichtigsten Thema der heutigen Wirtschaft hat – aber aufgrund des Alters die Entscheidungen nicht treffen darf", sagt Dietrich. Er warnt: Künstliche Intelligenz werde die Lage weiter zuspitzen. Entsprechend wichtig sei es für Unternehmen, die Generation Z jetzt einzubinden.

Klare Ziele, eigene Wege

Für Matz bedeutet das vor allem, jungen Menschen Vorbilder zu geben. Zeitlose Werte und Normen guter Führung müssten vorgelebt werden, fordert der Brigadegeneral auch Vorgesetzte aus der freien Wirtschaft auf. Zugleich müsse den künftigen Entscheidern aber der Freiraum gelassen werden, zu den gesteckten Zielen eigene Wege zu beschreiten. "Die Generation militärischer Führer, die jetzt nachwächst, wird Dinge anders machen, als wir sie getan haben. Das soll sie auch", sagt Matz. Und er schließt nicht aus: Vielleicht machen die jungen Leute es sogar besser.

Der massive Personalmangel und der demografische Wandel tragen zusätzlich dazu bei, dass es derzeit auf dem Arbeitsmarkt besonders auf den Nachwuchs ankommt und verstärkt damit dessen Machtposition. "Die Generation Z will und muss nicht mehr so arbeiten wie ihre Eltern", stellt Dietrich fest. Er zeigt dabei durchaus Verständnis für ältere Kollegen, die sich an "der" Jugend stören.

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18:25 min

"Als die Babyboomer damals in den Arbeitsmarkt eingestiegen sind, war die Situation eine andere und ein solches Verhalten von Berufseinsteigern undenkbar", sagt er. "Darum fällt es älteren Mitarbeitenden heute schwer nachzuvollziehen, wieso junge Menschen fordern, bevor sie leisten. Das führe verständlicherweise zu Reibungen.

Um die Generation Z für ein Unternehmen zu begeistern, gibt Dietrich Vorgesetzten vor allem diese drei Ratschläge:

  • Beteiligt junge Talente an Entscheidungen
  • Hört ihre Vorschläge und Ideen
  • Übertragt ihnen Verantwortung

Junge Beschäftigte für Führungsaufgaben vorzubereiten und auch zu begeistern, liegt im ureigensten Interesse der Unternehmen, wie der Experte unterstreicht. "Da sehe ich Führungskräfte in der Verantwortung, dass sie den Nachwuchs dahin entwickeln, wo wir ihn brauchen, wenn die Babyboomer den Arbeitsmarkt verlassen", betont er. "Denn das ist aus meiner Sicht das wahre Problem, das uns in Bezug auf Generationen bevorsteht."

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Im Umkehrschluss muss aber auch der Nachwuchs offen sein, von älteren Kollegen zu lernen. Deren Erfahrungsschatz dürfe nicht negiert werden, sagt Dietrich und warnt vor jugendlicher Überheblichkeit. Die Generation Z habe zwar in der digitalen Welt einen Vorsprung, ältere Generationen seien dafür in fast allen anderen Bereichen weiter und könnten wertvolles Wissen vermitteln. "Obwohl ich mit 27 Jahren der älteste Mitarbeiter in unserer 30-köpfigen Firma bin, arbeiten wir mit diversen sehr erfahrenen Mentoren", berichtet der Firmenchef.

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